So könnte es bald aussehen, 1995 in Brilon mit Museumswagen der DB (C) MEH
Seit geraumer Zeit besteht der Plan, mittelfristig einen sogenannten Heckeneilzug zu verwirklichen. Dazu wurden bereits einige Wagen unterschiedlicher Bauart auf Vorrat beschafft, u.a. auch ein Mitteleinstiegwagen von 1951, der wieder zu einem Wendezug-Steuerwagen werden soll. Mit einem solchen Wagen kann man gleichzeitig auch einen klassischen Ruhrgebietswendezug der 50er und 60er Jahren nachstellen, da wir die dazu erforderlichen dreiachsigen Umbauwagen ebenfalls im Bestand haben. Auch dazu gibt es bereits ein Konzeptpapier.
Die Deutsche Bahn hat in den 90er Jahren, als unter dem Eindruck der 150-Jahr-Feiern der Deutschen Eisenbahnen noch großer Wert auf eigenbetriebene historische Züge gelegt wurde, aus den damals soeben ausgemusterten Leichtschnellzugwagen (LS-Wagen), die die ersten serienmäßigen Neubauwagen der neuen Deutschen Bundesbahn waren und genauso wie ein V 200 mit den blauen F-Zügen den Aufbruch in moderne Zeiten einleiteten, einen sehenswerten Museumszug zusammengestellt. Diese Museumswagen sind bis 2010 außer Dienst gegangen und waren seitdem abgestellt. Einige davon waren damals an die Bielefelder Eisenbahnfreunde verliehen worden, die große Pläne mit den Wagen hatten, diese aber leider nicht umsetzen konnten.
Im Frühjahr 2024 wurden uns überraschend diese drei Wagen seitens des DB Museums angeboten, da der Leihvertrag in Bielefeld auslief. Das passte nicht direkt in unsere Planungen, andererseits: Wann bekommt man diese Chance noch einmal? Darum wurden die Wagen besichtigt und letztlich entschieden, das Angebot anzunehmen, da auch der Preis sehr günstig war. Allerdings hatten wir uns für einen ehemaligen Steuerwagen bereits vor längerer Zeit schon einmal interessiert, doch leider wollte man den Wagen damals nicht abgeben. So ist auch viel Zeit vergangen, die dem Zustand des Fahrzeugs nicht zuträglich war.
Danach konnte die Überführung geplant werden. Dazu waren besondere Genehmigungen erforderlich, um Fahrzeuge ohne gültige Untersuchungsfristen überführen zu dürfen. Letztlich bremste uns auch noch eine Vollsperrung wegen Bauarbeiten aus. Am 27. September morgens konnten wir schließlich in Hamm aufbrechen. V 200 033, 212 079-8 sowie der Pwghs und der BDyg als Bremswagen und ein bei uns abgestellter, von dem Eigentümer nach Bielefeld verkaufter Post-Güterwagen machten sich auf den Weg.
kleines Helferlein in Bielefeld (C) MEH
Gut 90 Minuten später bereits waren wir vor Ort. Nach Begrüßung und Absprache über den Ablauf begannen die Arbeiten. Die Bielefelder Eisenbahnfreunde zogen ihren neuen Postwagen mit ihrer Kö, der kleinen 311 225, von dem Überführungszug ab, während wir die LS-Wagen übernahmen, um sie einzeln auf die erste große Fahrt seit knapp 15 Jahren vorzubereiten. Dazu mussten die Zug- und Stoßvorrichtungen geprüft und abgeschmiert werden, die Bremsanlage war zu prüfen, fehlende Dichtungen in den Bremsschläuchen waren zu ersetzen, Gleitstellen an den Drehgestellen waren abzuschmieren, defekte Anbauteile zu sichern, kurz, es war eine Menge Arbeit, ehe der Zug wieder zusammenrangiert und mit den Hammer Bremswagen verbunden werden konnte.
Auch wenn die von Hamm bereits mitgeführten Fahrzeuge in ihrer Funktion als Bremswagen den Zug bereits allein ausreichend abbremsen konnten, haben wir die "neuen" Wagen ebenfalls mit eingeschalteter Bremse gefahren. Und siehe da: Sie funktionierten trotz der langen Abstellung tadellos, Wertarbeit der Bauart Hildebrand-Knorr oder kurz: HiK. Damit war eine Rückfahrt mit 80 km/h vertretbar. Bei diesem Tempo wurden auch die Achslager, die so viele Jahre keine Bewegung mehr erfahren hatten, nicht überfordert.
Der Rückweg begann dann gegen 14 Uhr und verlief ohne besondere Ereignisse, obwohl zur Sicherheit zwei Halte zur Kontrolle der Laufwerke der neuen Wagen durchgeführt wurden. Dabei zeigten sich die LS-Wagen absolut unauffällig, keinerlei erhöhte Temperaturen an den Achslagern während der gesamten Fahrt und auch sonst keine Beanstandungen.
auf dem Weg nach Hamm, Kontrollhalt in Gütersloh (C) MEH
Hier stellte der Zug aus insgesamt vier Drehgestellwagen schon ein imposantes Bild dar, wie in vergangenen Bundesbahnzeiten. Gegen 16 Uhr wurde das Betriebsgelände der Museumseisenbahn Hamm erreicht, wo die Wagen nun vorerst abgestellt sind, ehe sie aufgearbeitet werden können. Dies wird aber noch eine geraume Zeit in Anspruch nehmen. Jetzt sind sie erst einmal bei uns, wer weiß, ob diese Möglichkeit angesichts der Entwicklung im Bestand der Museumswagen der Deutschen Bahn später noch einmal bestanden hätte.
nach der Ankunft (C) MEH