Doppelte Premiere nach langer Pause: unsere erste Sonderfahrt auf weiter Strecke seit November 2019, und die erste Sonderfahrt mit unserem Neuzugang, dem Deutschen Krokodil, einer sechsachsigen schweren Güterzug-Ellok der BR 194, die der Museumseisenbahn Hamm leihweise zu treuen Händen von ihrer Eigentümerin Barbara Brunne-Pirch überlassen wurde. Für dieses Vertrauen gebührt ihr großer Dank. Selbstverständlich war sie auf dieser Fahrt als Ehrengast mit dabei.
Als kurzfristiger Ersatz für das auf der Schiene vorläufig nicht mehr erreichbare Ahrtal führte die Fahrt von Hamm (Westf) Hbf nach Rüdesheim am Rhein, ins Welterbe Oberes Mittelrheintal. So haben wir unseren Zug eine Viertelstunde vor der Abfahrt um 8:11 Uhr an unserem Gleis 13 bereitgestellt und unsere Fahrgäste zur Fahrt begrüßt. Jeweils eine kleine Gruppe ist dann noch in Kamen, Dortmund und Wuppertal zugestiegen.
Weiterlesen: Bericht zur Fahrt ins Oberes Mittelrheintal - nach Rüdesheim
Der wohl härteste und schneereichste Winter seit Jahren prägt nicht nur die Stadt, sondern auch die Museumseisenbahn Hamm. Nachdem am Vortag des Schneeeinbruchs noch ein Arbeitszug nach Lippborg-Heintrop gefahren werden konnte, mit dem Gleisbaumaterial zur Streckenunterhaltung befördert wurde, begannen in der Nacht die massiven Schneefälle, die unsere Eisenbahn in einem ganz anderen Licht zeigen.
Trotz verhaltener Buchungszahlen hatten wir uns entschlossen, diese Fahrt durchzuführen. Sie sollte das Sommerloch zwischen den Themenfahrten zu Ostern, dem Lippborger Markt (der nun auch noch ausfällt) und den Nikolausfahrten füllen.
Der Zuspruch durch Radfahrer, die wir erstmals direkt angesprochen hatten, war im Nachhinein betrachtet erstaunlich positiv. Das gute Wetter am Fahrtag hatte noch eine Reihe von Spontan-Reisenden angelockt, die wir dank günstiger Pandemie-Bedingungen auch unkompliziert mitnehmen konnten. So war das Gepäckabteil im Zug nachher gut mit Fahrrädern gefüllt.
Weiterlesen: Und so war es auf der Radler-Tour - leicht verspäteter Rückblick
Momentan stehen unsere Fahrzeuge immer noch weitgehend still, weil der Betrieb von Museumsbahnen in Nordrhein-Westfalen bis vor kurzem verboten war und auch jetzt nur mit erheblichen Auflagen möglich ist. Deshalb sind wir sehr dankbar, dass sich gelegentlich Aufträge außerhalb des Museumsbahnbetriebs ergeben, die unsere Lokomotiven, ohne dass man ihnen damit Schaden zufügen würde, aufgrund ihrer Leistung erfüllen können und wir damit die laufenden Kosten unserer Museumseisenbahn bedienen können.
So hatten wir bereits einige Gelegenheitsfahrten durchgeführt, als vor einiger Zeit sich die Kombination mehrerer Transporte andeutete. Für einen privaten Sammler sollten wir die Überführung zweier Lokomotiven der BRn 220 und 221 von Heilbronn und Siegen nach Altenbeken durchführen. Verbunden wurde damit ein Materialaustausch mit dem Eisenbahn-Museum in Heilbronn, so dass auch einige Güterwagen in den Zug eingereiht waren.
So wurden nach aufwändigen Vorbereitungen – die Koordination der Abläufe mit den Beteiligten, die Bestellung von Sondergenehmigungen für einige Fahrzeuge, die Fahrpläne für die Züge, die Buchung von Abstellgleisen für den Zug - unsere beiden Lokomotiven V200 033 und 212 079-8 und insgesamt vier Wagen aus unserem Museumsbestand am frühen Morgen des 30. Juni auf den Weg nach Heilbronn gebracht. Baustellen im Sauerland und am Rhein machten einen riesigen Umweg über Kassel erforderlich. Trotzdem konnte die vorgesehene Fahrzeit durch den Wegfall von einigen Überholungsaufenthalten um fast zwei Stunden unterboten werden, so dass am frühen Abend Heilbronn erreicht wurde.
Unterwegs entstanden natürlich einige Fotos von Eisenbahnfreunden, die aus den üblichen „gut informierten Kreisen“ mit den Durchfahrtzeiten unseres Zuges versorgt worden waren.
(C) "Flachstellenhamster"
In Heilbronn wurden am nächsten Tag die Ladungen ausgetauscht: Die mitgebrachten Ersatzteile wurden entladen, unsere Teile anschließend verladen. Außerdem wurde die Lokomotive 221 120, eine jüngere und leistungsstärkere Schwester unserer V200 aus dem Jahr 1963, die seit 1987 abgestellt gestanden hat, zwischenzeitlich sogar in Italien war und 2003 nach Deutschland zurück gekauft werden konnte, auf ihre Lauffähigkeit geprüft und für die Überführung Richtung Altenbeken, ihrer neuen Heimat, vorbereitet.
Am Vormittag des 2. Juli startete der Zug wieder, um die Etappe nach Siegen ins dortige Bahnbetriebswerk in Angriff zu nehmen, wo weitere spezielle Fracht auf den Zug wartete. Der Weg führte den Neckar wieder hinunter bis Heidelberg,...
(C) MEH
... ehe es über die Bergstraße, an Darmstadt vorbei Richtung Aschaffenburg, wobei sogar bayerisches Gebiet durchfahren wurde, und dann über Hanau, Gießen und Wetzlar nach Siegen. Eine kleine Aufregung später, da dem Fahrdienstleiter in Siegen nicht bekannt war, dass wir dort ein Gleis für den Zug angemietet hatten, konnte der Zug nach abschließenden Rangierarbeiten abgestellt und der Feierabend eingeläutet werden.
(C) Dieter Walk
Am nächsten Morgen war dann die Begegnung mit V200 015, die bis Herbst vergangenen Jahres noch in unserem Eigentum war. Damals hatten wir die Lok ebenfalls in die Privatsammlung nach Altenbeken verkauft und sie zur äußerlichen Aufarbeitung nach Siegen gebracht. Dort wurde die Zeit genutzt und aus der Lok ein Schmuckstück gemacht. Sie repräsentiert die Bundesbahnzeit zwischen 1968 und 1984, als die letzten 220er abgestellt wurden.
Nun wurde sie in den Zug eingereiht, so dass ab Siegen drei V200er den Zug „führten“: V200 033 als 220 033-5 beschildert, 220 015-2 und 221 120-9 liefen vor den vier Wagen, die jetzt für die beiden geführten V200er mitbremsen mussten, und der 212 079, die am Zugschluss unsere V200 unterstützen musste, da sie – hoffentlich zum letzten Mal – mit nur einem funktionsfähigen Motor ausrücken musste.
(C) Mathias Müller
Laut Plan sollte es eine 10-Stunden-Schicht werden, da wir auch diesmal die Baustelle im Sauerland umfahren mussten. Entgegenkommende Fahrdienstleiter und eine für uns günstige Betriebslage sorgten allerdings dafür, dass der kritische Raum Köln und die dicht belegte Wupperstrecke fast ohne Halt durchfahren werden konnten und der Zug den Raum Hagen gut zwei Stunden vor Plan erreichte. So konnten am frühen Abend die beiden „Fahrgäste“ hinter unserer Lok wohlbehalten und störungsfrei in Altenbeken abgeliefert werden.
(C) MEH
Mittags machte sich die Lokmannschaft auf die letzte Etappe nach Hamm, wo sie dann nach frühen Nachmittag eintraf und bereits von der anwesenden Werkstattmannschaft samt vorgeheizten Grill empfangen wurden. Damit gingen ereignisreiche Tage, wie üblich bei solchen Unternehmungen auch mit spontanen Problemen versehen, ohne Störungen an den Fahrzeugen zu Ende. Das letzte Foto zeigt den Zug bei der Einfahrt in das Betriebsgelände der Museumseisenbahn Hamm.
(C) MEH
Das letzte Quartal 2020 ist angebrochen und leider beherrscht die Pandemie noch immer das öffentliche Geschehen.
Für uns, die Museumseisenbahn Hamm, bedeutet dies, auch die Fahrt nach Lüneburg zum dortigen Weihnachtsmarkt absagen zu müssen. Die zu erwartenden Rahmenbedingungen sowie die starken Einschränkungen im Zug während der gut vierstündigen Zugfahrt je Richtung sind einfach zu ungünstig. Den Reisenden, die bisher gebucht hatten, haben wir dies in der Absage etwas genauer erläutert.
Im Moment arbeiten wir an Konzepten, wenigstens die wesentlich kürzeren Nikolausfahrten von Hamm nach Lippborg-Heintrop durchführen zu können. Das wäre uns ein großes Anliegen, wenigstens den Kindern in diesem Jahr noch ein besonderes Erlebnis bieten zu können. Sowie wir hier eine Aussage treffen können, werden wir Sie informieren.
Nach über einem Jahr war es wieder soweit, nachdem im Jahr 2020 alle Fahrgastfahrten ausfallen mussten: Ein Zug der Museumseisenbahn Hamm startete morgens vor dem großen Schnee vom Lokschuppen, um einen Reisezugwagen für den Personaltransport und einen Wagen mit Baumaterial zur Streckenunterhaltung nach Heintrop zu bringen. Dort müssen demnächst wieder eine Anzahl von verrotteten Holzschwellen gegen moderne, gebrauchte Betonschwellen ersetzt werden. Gleichzeitig wurde die Fahrt genutzt, unterwegs die eigenen Streckeneinrichtung zu überprüfen und zu warten und für die Betriebseisenbahner Einweisungen an den Sicherheitseinrichtungen der RLG-Bahn wie Einschalteinrichtungen für Bahnübergänge durchzuführen. Denn die ersten 15 Kilometer fahren wir ja auf deren Strecke, und da muss unser Personal natürlich auch geschult sein.
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