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Krokodil will baden

Was macht ein Krokodil im Binnenland? Es liegt auf dem Trockenen. So könnte es gewesen sein, als die Idee entstand, den Baldeneysee zu einem Tagesausflug zu besuchen und dabei die Lok 194 158, das Deutsche Krokodil, als Zuglok einzusetzen.

Zusammen mit großen Namen auf einem Plakat:

Eigentlich war es seine ungeplante Lücke im Fahrtenkalender, die sehr kurzfristig zu einer Fahrt genutzt werden sollte. Als Ziel wurde schließlich Kettwig ausgemacht, nun fehlten noch die Fahrgäste. Für Medienwerbung war es schon zu spät: Da trat als Helfer die Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (DGEG) auf den Plan, die bekannt ist für ihren vielseitigen Reisedienst. So war schnell vereinbart, dass sowohl die DGEG als auch wir den Zug bewerben wollten. Das Ergebnis gab uns Recht: Jeder Partner steuerte etwa die Hälfte der Fahrgäste bei, so dass die Durchführung bereits nach gut drei Wochen sicher war.

Am 12. Juni vormittags startete dann der Museumszug mit seinen sechs Umbauwagen und 194 158 als Zuglok am Gleis 13 in Hamm (Westf) Hbf, um die kleine Rundfahrt in Angriff zu nehmen. Auf direktem Weg ging es westwärts bis Dortmund, wo wir auf dem S-Bahngleis 6 einen weiteren Zustieg vorgesehen hatten. Nachdem hier noch einmal eine größere Gruppe zugestiegen war, ging es nun auf die S-Bahn und über die Linie S5 weiter Richtung Witten. Anders als in vielen anderen Großstädten, wo die S-Bahn-Linien nur auf eine Stadt ausgerichtet sind, sind die Linien im Rhein-Ruhr-Raum netzartig angelegt, so dass man immer wieder auch sehr ländliche Abschnitte passiert.

in Dortmund-Barop (C) H. Reike

Hinter Witten wichen wir von der S-Bahn ab, denn wenn man die Gelegenheit hat, das große Viadukt quer übers Ruhrtal zu befahren und den Ausblick zu genießen, sollte man es tun, da es dort leider schon lange keinen planmäßigen Reiszugverkehr mehr gibt. Kurz darauf war Hagen erreicht, dass ohne Halt durchfahren wurde. Nun fuhren wir nicht direkt über den Berg hoch nach Ennepetal Milspe und am Schloss Martfeld vorbei, sondern wählten den Weg am Nordhang des Tals über die alte Rheinische Eisenbahn, die heute von der S8 nach Mönchengladbach befahren wird.

bei Hagen-Westerbauer (C) R. Moll

Dabei wurde der kleinste Hauptbahnhof der Welt , Gevelsberg, der nur eine normale S-Bahnstation ist, durchfahren, ehe kurz darauf nach zwei Tunneln Wuppertal erreicht wurde.

In Wpt-Barmen auf den Ortgleisen (C) Stefan Motz

Hier gab es die klassischen Motive, einerseits an manchen Stellen mit dem Sichtkontakt zur Schwebebahn, daneben gründerzeitliche Industriebetriebe und entsprechende Wohnhäuser, die längs der Trasse gebaut wurden. Über die Ortsgleise der viergleisigen Strecken gelangten wir ohne durch Fernzüge aufgehalten zu werden schnell nach Vohwinkel, wo anschließend die Strecke der S9, die nach Haltern oder Recklinghausen eine lange Nord-Süd-Verbindung schafft, in Richtung Langenberg und Essen befahren wurde. Plötzlich waren wir wieder mitten im Grünen und durchfuhren den Ausläufer des Bergischen Lands talwärts entlang des Deilbachs. Der Wallfahrtsort Neviges lag noch am Weg, an Langenberg, bekannt durch seine schöne Altstadt und – etwas profaner -  durch die WDR-Sendeanlagen, ehe dann in Kupferdreh schon ein Blick auf den Baldeneysee geworfen werden konnte. In früheren Eisenbahnjahren wäre der Weg nach Kettwig jetzt kurz gewesen, aber die Strecken am Seeufer, die das möglich gemacht hätten, bestehen heute nur noch als Radweg.

Ruhrbrücke Steele (C) H. Vogelsang

Also ging es über Steele weiter Richtung Essener Hbf, den wir aber nur streiften: Unmittelbar davor gibt es die sog. Kaiserkurve, die einen direkten Weg, ab hier über die erste S-Bahn des Ruhrgebiets, der S6 nach Düsseldorf und Köln, durch den Essener Süden wieder hinunter zum See ermöglichte.  An dem Namen ist der alte Krupp nicht ganz unschuldig, da diesen Weg zu seinen Zeiten auch die Sonderzüge gekrönter Häupter nahmen, um direkt am von ihm selbst bezahlten Bahnhof neben der Villa Hügel anzuhalten. Dort konnten die hohen Gäste durch ein nur ihnen vorbehaltenes Tor zur Villa Hügel gelangen. Lang ist’s her, das Tor gibt es immer noch, es wird aber nicht mehr geöffnet.

schnell ein Foto geschossen, ehe es in den Hügel-Park geht  (C) B. Walbersloh

Für uns war Essen-Hügel der erste Halt, da man einerseits über den Weg für die „bürgerlichen Menschen“ auch zum Hügelpark gelangen konnte, andererseits ist es von dort nur ein kurzer Weg zum Seeufer, das immer zu einem Spaziergang einlädt. Eine größere Anzahl von Fahrgästen nahm dieses Angebot auch tatsächlich an.

Durchfahrt Essen-Werden, kurz vor Ziel (C) Stefan Motz

Und aus luftiger Höhe in den Ruhrwiesen bei Werden (C) M. Dammer

Wenige Minuten später war dann auch Kettwig erreicht, wo auf dem dritten Bahnsteiggleis die Fahrt endete und wo der Zug bis zur Rückfahrt stehen bleiben konnte. Nachdem das Krokodil unter großer Aufmerksamkeit der Fahrgäste, aber auch vieler Zaungäste, umgesetzt hatte, wurde ein Führerstand zur Besichtigung freigegeben. Bis zum Beginn der Rückfahrt ließen sich viele die Einzelheiten zur Bedienung der Lok vom Lokführer erklären.

Pause: Krokodil streicheln und besichtigen (C) M. Dammer

Mindestens noch einmal so viele Leute, wie im Zug teilnahmen, hatten sich entlang der Strecke eingefunden, um die vielen verschiedenen Fotomotive zu nutzen, nach langen Jahren wieder einmal die 194 158 aufnehmen zu können. Fast jede Brücke, jede Wiese, Bahnsteige wurden im Pulk für Aufnahmen genutzt. Ganz wenige davon wurden anschließend im Internet präsentiert oder haben uns sogar erreicht.

Und auf dem Rückweg: Zustieg in Essen-Hügel (C) B. Walbersloh

Um 15 Uhr startete dann die Rückfahrt, diesmal aber ohne Umwege direkt nach Hamm. Am Hügel waren auch die dort ausgestiegenen Fahrgäste wieder auf dem Bahnsteig, so dass dann eine Non-Stopp-Fahrt bis nach Dortmund, zum ersten Ausstieg, geschafft werden konnte. So etwas gelingt im dichtbefahrenen Ruhrgebiet nicht oft, sogar ein ICE musste uns bei einem Streckenwechsel vorlassen und bis Dortmund hinter uns herfahren.

Bis Hamm war es dann nicht mehr weit, und fast pünktlich kurz vor halb fünf liefen wir auf unserem Gleis 13 dann wieder ein.

Viele Fahrgäste verabschiedeten sich mit freundlichen Worten auf dem Bahnsteig, und auch bei den Kunden der DGEG haben wir wohl einige neue Freunde gewonnen. Mit zur guten Stimmung hat natürlich auch das perfekte Wetter beigetragen, denn man schaut bei sonnigem Himmel viel lieber aus dem Fenster, wo die Umgebung dann auch viel freundlicher erscheint.

Nochmals großen Dank an dieser Stelle für die freundliche und kollegiale Kooperation an Herrn Rauschkolb und sein Team, das Ergebnis ist mehr als überzeugend. Und ein großes Dankeschön an die vielen Bilderspender, die unterwegs die Gelegenheit für ein paar tolle Aufnahmen genutzt und uns diese zur Veröffentlichung freigegeben haben.


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