Vierachsige Reisezugwagen sind bei kleineren Museumseisenbahn nicht so häufig vertreten, da sie allein durch ihre Drehgestelle einen deutlich höheren Unterhaltungsaufwand mit entsprechenden Kosten aufweisen. Darum ist auch die Museumseisenbahn Hamm erst recht spät zu einem solchen Wagen gelangt. Hier handelt es sich - passend zu dem schon vorhandenen dreiachsigen Umbauwagenzug - um ein sehr ähnliches Fahrzeug mit einem 2. Klasse- und einem Gepäckabteil, ähnlich dem Schlusswagen des Dreiachser-Zuges. Damit konnte die Platzzahl unseres Zugs um 40 2. Klasse-Plätze vergrößert werden.
Auch dieser Wagen der Bauart BD4yg bzw. BDyg531 wurde in den 50er Jahren auf alten Fahrgestellen neu aufgebaut, um auf preiswerte Weise komfortablere Wagen im Nah- und Eilzugverkehr anbieten zu können. Aufgrund seiner Drehgestelle ist er für 120 km/h zugelassen, was die Reichweite dieser Wagen deutlich erhöhte. Noch zu Beginn der 80er Jahre waren Leistungen von Duisburg bis Braunschweig oder Helmstedt oder von Hagen bis Kassel nicht unüblich.
Wir konnten den Wagen von den damals in Auflösung befindlichen Eisenbahnfreunden Betzdorf übernehmen, die ihn ihrerseits aus dem Düsseldorfer Umbauwagenzug von DB Museum erworben hatten. Bei einer noch durchzuführenden Kernsanierung der Innenräume wird es möglicherweise dazu kommen, dass der Wagen als richtiger Speisewagen eingerichtet wird mit Küche und Thekenbereich im Gepäckabteil und Tischen im 2. Klasse- Abteil, so dass man sich auch außerhalb des eigenen Sitzplatzes gemütlich zum Essen setzen und auch größere Speisen angeboten bekommen kann. Aber das ist auch noch Zukunftsmusik, zu der noch kein konkreter Termin benannt werden kann.
Unerwartet gelangten wir im Jahr 2019 zu drei weiteren Umbauwagen vierachsiger Bauart. Eine bekannte Eisenbahnfreundin und -unternehmerin hatte sich aus dem aktiven Bahngeschäft zurückgezogen und uns für eine kleine Gegenleistung, die wir sehr gern erbracht haben, einen weiteren BDyg, einen AByg mit erster und zweiter Wagenklasse, Wagen-Nr. 75 80 38-11 323-2, sowie einen MDyg als reinen Gepäckwagen übertragen.
Gerade an eine Erweiterung unserer 1. Wagenklasse, die immer sehr schnell ausgebucht ist, hatten wird schon lange gedacht und verschiedene Optionen geprüft. Nun kam ein solcher Wagen mit 24 Plätzen, davon sogar acht Fenster-Einzelplätze, "frei Haus"! Daneben hat er noch 40 Plätze in der 2. Klasse. Sehr schnell war klar, dass seine Aufarbeitung mit Vorrang betrieben werden sollte. Dazu muss man wissen, dass alle drei Wagen reichlich zehn Jahre im Freien abgestellt und dabei mehrfach Vandalismusattacken ausgesetzt waren.
Inzwischen ist es uns gelungen, für den AByg eine Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen zu erhalten, mit der die wesentlichen fremd zu vergebenen Aufarbeitungen finanziert werden können. Weiter werden auch hier wieder eigene Mittel, in erster Linie die eigene Arbeitskraft, und im Rahmen der Möglichkeiten finanzielle Mittel des Vereins eingesetzt. Ziel ist es, diesen Wagen so schnell wie möglich in unseren Museumszug einstellen zu können, da weitere 1. Klasse-Plätze dringend gebraucht werden.
Die beiden anderen Wagen, der zweite BDyg und der MDyg, bleiben bis auf Weiteres "Arbeitsvorrat" und werden zu einem späteren Zeitpunkt in Angriff genommen.
Bei dieser Gelegenheit noch ein paar Worte zu dem Gepäckwagen der Behelfsbauart mit Holzaufbau, MDyg986 75 80 90 11 330-0, wie er bahnamtlich genau heißt:
Dieser Wagen entstand aus jeweils zwei zweiachsigen Behelfspersonenwagen aus Weltkriegszeiten. Damals baute man in der Not wegen der vielen bereits zerstörten Wagen in Güterwagenkästen Fenster und SItzbänke ein und verwendete sie in Personenzügen. Vom Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen und von der Dampfbahn Fränkische Schweiz werden solche Wagen heute noch in ihren Museumszügen verwendet.
Da nach dem Krieg es auch an Gepäckwagen mangelte, baute man im Rahmen des Umbauwagenprogramms im Jahr 1957 neue Fahrgestellrahmen, auf die man jeweils zwei dieser Wagenkästen setzte. Schon hatte man 172 "neue" Wagen mit einem riesigen Laderaum, zusammen mit zwei geräumigen Dienstabteilen für den Zugführer und den Fahrladeschaffner, dem die Annahme und Ausgabe der Expressgut- und Gepäckstücke an den Halte-bahnhöfen oblag. Sogar eine Personaltoilette ist vorhanden, da die Wagen mit Personal auch in Expressgut-Zügen liefen, wo keine weiteren Zugtoiletten vorhanden waren.
Wegen des Hintergrunds des Umbaus, des gleichen Zeitraums und wegen der Verwendung möglichst vieler gleicher Bauteile aus dem "Baukasten" wie der Schwanenhals-Drehgestelle zählten auch diese Wagen zu den Umbauwagen.
Die Seitenwände bestanden aus verleimten Holzplatten und wie bei Güterwagen stabilisierten Blechprofile die Außenwände. Ursprünglich waren sogar Einzellatten verbaut gewesen. Auch hier galt das Prinzip eines möglichst kostengünstigen Aufbaus, das das gesamte Umbauwagenprogramm auszeichnete.
Diese Wagen waren ebenfalls bis in die 80er Jahre bei der Deutschen Bundesbahn in Verwendung, in den Anfangsjahren sogar in Schnellzugläufen quer durch Deutschland, später meist in Eil- oder reinen Expressgutzügen.