Was der Fahrgast so nicht sieht – hier: große Bremsinstandsetzung

Zum Jahresende wollen wir Sie auf einen kleinen Ausflug in die Werkstatt mitnehmen, denn das reine Fahren macht für einen Museumseisenbahner nur einen kleinen Teil der Zeit aus, die er in den Verein einbringt.

Denn was z.B. bei Straßenfahrzeugen selbstverständlich ist, gilt auch bei der Eisenbahn: Einmal im Jahr müssen sicherheitsrelevante Bauteile wie z.B. die Bremsanlage oder die Achsen besichtigt und geprüft werden. Und wenn nötig, auch repariert oder ersetzt. Lack und Farbe für die äußere Schönheit sind eben nicht alles, viel wichtiger ist ein betriebssicherer Zustand. Dafür sind wir als Eigentümer der Wagen verantwortlich und müssen die ausgeführten Prüfungen und Arbeiten auch gegenüber den Aufsichtsbehörden jederzeit nachweisen können.

Und alle sechs, spätestens alle acht Jahre (man darf die Frist noch zweimal um ein Jahr verlängern) ist eine große Bremsuntersuchung, eine sog. Br 3 zu absolvieren, die eine Demontage aller beweglichen Teile sowie die Begutachtung von Bremszylinder und Steuerventil beinhaltet. Diese große Untersuchung war in diesem Jahr gleich an drei unserer Umbauwagen aus dem Wirtschaftswunderzug durchzuführen. Diese Arbeiten mussten also in eine fahrtenfreie Zeit gelegt werden, da sie sehr zeitaufwändig sind und i.d.R. auch Teile aufzuarbeiten oder zu ersetzen sind.

ausgebaute Teile von einer Achse, nicht vollständig

Von diesen Teilen, das sei schon einmal vorab gesagt, gab es in diesem Jahr reichlich. Riefen und Abzehrungen, Bohrungen, die mehr oval als kreisrund und ausgearbeitet waren, Ausbuchsungen, die man mit Schweißpunkten fixiert hatte. Wir waren überrascht, was in früheren Jahren noch für brauchbar befunden wurde und gleichzeitig ziemlich ernüchtert ob der Arbeit, die da auf uns wartete.

Nebenbei gehören zur Bremsuntersuchung auch der Ersatz der Bremsschläuche, wenn ihre Nutzungsdauer abgelaufen ist, die Dichtigkeitsprüfung der Absperrhähne oder wenn nötig der Tausch der Bremssohlen. Und nach dem Zusammenbau auch das Abschmieren und Einfetten, damit das gesamte Gestänge leichtgängig ist und nicht gleich wieder durch unnötige Reibung verschlissen wird.

Bereits Ende Mai nach der Köln-Fahrt haben wir den Wagen 87027 mit Fristablauf abgestellt. Da war Hochsaison, auch mit privaten Fahrten, und der Wagen musste erst einmal warten.

Über den Sommer wurden auch die beiden 1. – und 2. Klasse-Wagen, einer davon mit dem Zugbistro, fristfällig, auf die wir auf keinen Fall verzichten konnten. So gab es im August, vor der Tour zum Lippborger Markt, eine gewisse Betriebsamkeit in der Werkstattgrube und auf den Werkbänken, um Wagen für Wagen die Teile abzubauen. Es stellte sich heraus, dass eine Reihe von Bauteilen nicht mehr maßhaltig war: Bohrungen mussten ausgebuchst und wieder auf Maß gebracht werden, andere Teile neu gefertigt. Da gebührt der Dank einigen lokalen Betrieben wie Montanhydraulik, zu denen wir ein freundschaftliches Verhältnis pflegen und die uns ohne lange Wartezeiten behilflich waren. Mit externen Helfern gelang es uns, nachdem die bearbeiteten Teile wieder eingetroffen waren, in mehrtägiger Arbeit die Wagen wieder zu komplettieren und die Bremsanlage betriebsfähig abzunehmen, gerade noch rechtzeitig vor der nächsten Fahrt.

 

neue Rohteile vor dem Bohren & beim Wiedereinbau

Lediglich beim zuerst abgestellten 87027 zog sich die Aufarbeitung etwas länger hin, da hier das Schadensbild besonders krass war, der Wagen aber über den Sommer auch nicht so dringend benötigt wurde. Hier mussten wir eine Reihe von Rohlingen anfertigen lassen, die dann vor Ort zeichnungsgerecht mit den richtigen Bohrungen versehen wurden. Aber auch dieser Wagen konnte zu den lange ausgebuchten Jahresendfahrten, wo immer der komplette Wagenpark benötigt wird, wieder eingesetzt werden. Nun wissen wir, was auf uns zukommt, wenn der nächste Wagen aus der Frist gehen sollte. Darauf kann man sich dann auch besser vorbereiten, so dass längere Standzeiten hoffentlich verhindert werden können.

aufgearbeitet vor dem Einbau: Hängeeisen, Bremssohlenhalter u.a.

So gründlich wie dieses Mal sind die Bremsen schon lange nicht mehr behandelt worden, so dass die Wagen für die nächsten Generationen hier keine Probleme mehr bereiten sollten.

Die beigefügten Fotos zeigen anschaulich, was alles in die Hand genommen werden musste.