Winterberg – immer ein Glücksspiel

Aber der Sieger ist: die Museumseisenbahn Hamm!

Eine äußerst erfolgreiche Fahrt in den Schnee auf die Höhen Winterbergs ist vorbei, und lange sah es gar nicht danach aus. Frost vor Weihnachten mit Schnee dazu, danach geradezu eine Hitzewelle um Weihnachten, und zwei Wochen vor der Fahrt dann wieder Schnee und Dauerfrost für den Rest des Monats: Das waren die Bedingungen, die die Buchungen zur bereits im September veröffentlichte Fahrt beeinflusst haben.

Sie verliefen erst schleppend, so dass wir uns erst vor drei Wochen entschieden zu fahren, obwohl noch mehr als die Hälfte der Plätze unverkauft waren. Dann kam der Schnee, am vorletzten Donnerstag wir verschickten noch eine zweite Pressemitteilung, die bei einer Schwerter Zeitung am nächsten Morgen online ging.

Danach ging es Schlag auf Schlag. Zwei Tage später war der Zug ausgebucht, denn wir wurden schier überrannt und hätten noch deutlich mehr Plätze verkaufen können. Parallel berichteten Radio und Fernsehen über die optimalen Wintersportbedingungen und auch über die langen Verkehrsstaus. Das hat vielleicht auch den ein oder anderen veranlasst, besser staufrei auf der Schiene anzureisen und dabei seine Nerven zu schonen. Schließlich konnte man in der Zeit auch unser Eisenbahner-Frühstück zu sich nehmen, das inzwischen eine feste Größe auf unseren Fahrten ist, und anschließend sofort in den Schnee starten.

Und selbst die Lokalzeit des Westdeutschen Rundfunks (Bericht leider nicht mehr abrufbar) wurde auf uns aufmerksam und begleitete die Fahrt auf der Lok und im Zug.

Ein weiterer Filmbericht, diesmal von Eisenbahnfreund und -filmer Frederic Siemann zeigt die Fahrt an verschiedenen Orten längs der Strecke und nimmt sogar ein wenig Eisenbahngeschichte im Winterberger Raum auf. Bereits bei der letzten Fahrt auf den Berg im Jahr 2019 hat er unseren Zug filmisch festgehalten. Großes Dankeschön dafür.

 

Zugzielanzeiger

So stand es in Schwerte auf Gleis 1 geschrieben

Es wehte zwar nicht mehr wie zu Bundesbahnzeiten die Schachbrettflagge an den Bahnhöfen, die damals in der noch analogen Zeit die Schneezüge ankündigten, aber an unseren Zustiegen standen die Menschen in großen Mengen und brachten teilweise auch ihre Schneeausrüstung mit, die wir in einem Wagenteil einlagerten. Um 08:53 Uhr ging es in Hamm los, und mit Halten in Kamen, Dortmund und Witten machten wir unseren Weg. So war der Zug nach den letzten Halten in Schwerte und Fröndenberg berstevoll und es ging in den gemütlich beheizten Wagen durch das schöne Ruhrtal dem Schnee entgegen. Unsere Gäste nahmen inzwischen das vorbereitete Frühstück ein und genossen die Fahrt in unserem Wirtschaftswunderzug. Nicht lange dauerte es, bis der erste Schnee dann tatsächlich zu sehen war.

Freienohler Tunnel

Reiner Vogedes war am Freienohler Tunnel zur Stelle

Als wir dann in Bestwig auf die Nebenbahn nach Winterberg abbogen, um auf der schönen, aber auch steilen Strecke hoch zum Ziel zu gelangen, nahm mit jedem Meter die Schneemenge zu. Da konnte man auch aus dem Zug bereits traumhafte Fotos schießen.

bei Brunskappel von Ihno Hamel

Und von Stefan Markus bei Siedlinghausen

Kreuzungshalt in Siedlinghausen mit Fotopause, (C) MEH

Silbach Nr. 1 nochmals von Stefan Markus

Silbach Nr. 2 von einem der 31 Anwesenden: Ihno Hamel

... und Silbach Nr. 3: Deshalb kennen wir die Kopfzahl der Anwesenden (C) MEH

Unsere beiden Lokomotiven V200 033 und 212 079-8 hatten nun ordentlich zu arbeiten. Punkt 12 Uhr kamen wir pünktlich im Winterberger Bahnhof an, wo dank der lokalen Politiker noch immer die Möglichkeit besteht, bis zu zwei Sonderzüge abstellen zu können. Das war seitens der Bahn bei der Sanierung von Strecke und Bahnhof so nicht geplant gewesen. An vielen anderen Stichstrecken fehlt diese Möglichkeit heute leider.

Ein Teil der Fahrgäste wurde von dem befreundeten Busunternehmer Alfred Greve direkt in den Schnee gefahren, der Rest machte sich zu Fuß auf den Weg, Ort und Schneegebiete zu erkunden. Auch jetzt waren wieder viele Straßen rund um den Ort derartig verstopft, wie es selbst die Winterberger selten erlebt haben.

Nun kam die örtliche Feuerwehr im Wortsinn „zum Zug“, da unsere 212 ihren Heizwasservorrat für die Dampfheizung ergänzen musste. Schließlich sollte der Zug auch auf der Rückfahrt ordentlich eingeheizt sein. Außerdem mussten erst einmal die normalerweise unbenutzten Weichen und Gleissperren vom Schnee befreit werden, damit sie zum Umsetzen unserer Lokomotiven auch bewegt werden konnten. Früher hätte dies das Personal des Bahnhofs übernommen, das es seit der Fernsteuerung der Strecke von Bestwig nicht mehr gibt. Also mussten wir ran.

 

während der Rangierarbeiten (C) MEH

Nun hatten sich alle Fahrgäste, die teilweise noch die Rangier- und Bewässerungsarbeiten für den Dampfheizkessel der 212 079 beobachtet hatten, auf den Weg in den Schnee gemacht.

Zwischen Bahnhof und Kurpark: eine Felsenklamm mit steil abfallenden Wegen, unmittelbar eine ganz andere Welt (C) MEH

Für das Zugpersonal war dann bis 16:00 Uhr Pause angesagt, ehe der Zug für die Rückfahrt wieder geöffnet wurde. Die ersten Fahrgäste waren bereits zurück und freuten sich über den schon vorgeheizten Zug. Schnell wurden heißer Kaffee und Glühwein ausgeschenkt, und auch warme Würstchen, Schnitzelbrötchen und andere Kleinigkeiten gingen bei der um kurz vor fünf beginnende Rückfahrt über die Theke. Talwärts hatten es unsere Lokomotiven deutlich einfacher, dafür wurden die Bremssohlen stärker beansprucht. In der Dunkelheit durchfuhren wir wieder das Ruhrtal, ehe in Fröndenberg die ersten Fahrgäste den Zug verließen.

kurz vor der Abfahrt heimwärts, (C) L. Grienitz/MEH

Fast keine Sonderfahrt inzwischen ohne die obligatorische Fehlleitung: Nachdem wir bereits im vergangenen Jahr mehrfach Opfer von versuchten und gelungenen Fehlleitungen wurden, d.h. dem Leiten auf eine falsche Strecke oder ein falsches Gleis, hatte diesmal der Bf. Witten diese „Aufgabe“. Statt an den Bahnsteig zu kommen, standen wir plötzlich auf dem Gleis daneben. Dass über den Ruhrviadukt auch einmal ein Reisezug kommen könnte, lag wohl außerhalb der Vorstellungskraft. Dank der 212 am Zugschluss gestaltete sich dann nötige Rangiermanöver als relativ einfach, so dass wir mit geringer Verspätung die Reise fortsetzen konnte. Der Rest war dann Routine, so dass wir nicht viel zu spät wieder unseren Startbahnhof Hamm (Westf) Hbf erreichten.

Nach der freundlichen Verabschiedung der Fahrgäste begann dann die übliche Routine mit der langen Rangierfahrt zu unserem Betriebsgelände. Währenddessen war der Zug bereits gereinigt, die Küche wurde abgerüstet und dann wurden noch Zug und Loks an ihre Abstellplätze rangiert. Knapp zwei Stunden nach Ankunft in Hamm war dann endgültig Feierabend für die Museumseisenbahner.

Wie Sie gesehen haben, ist dieser Beitrag ausführlich bebildert. Kein Wunder bei diesem tollen Hintergrund. Allen Bilderspendern sei dafür herzlich bedankt. Wenn tatsächlich alle Fotografen Fotos eingesandt hätten, die wir längs der Strecke gesehen haben, wäre das Stoff für ein dickes Fotobuch geworden. Man sieht auch hier, dass die V 200 und die passende Umgebung noch immer fotogen sind. Aber auch, dass das Nehmen vor dem Geben doch deutlich ausgeprägter ist.

Nach der Fahrt ist vor der Fahrt: Ostermontag geht es wieder auf die Kleinbahn nach Lippborg-Heintrop zum Ostereier suchen für die Kleinen, und im Mai haben wir mit Norderney und Köln wieder zwei Fahrten auf der großen Schiene im Angebot. Nach Köln wird es auf einem sehr ungewöhnlichen Weg gehen. Außerdem fahren die Hammer Omnibusfreunde, unsere Busgruppe, am 20. Mai zu einem Spargelhof nach Rhaden.

Da der Vorverkauf für die Eisenbahnfahrten schon gut läuft, sollten Interessierte nicht allzu lange mit der Buchung warten.