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Wer nach Marburg fährt, kann was erleben

Drei Sonderfahrten innerhalb von acht Tagen, das kommt auch nicht oft vor. Nach zwei geschlossenen Gesellschaften auf unserer Kleinbahn ging es am 20. August wieder auf die große Schiene mit Ziel Marburg an der Lahn. Wir hatten wieder das „Krokodil“, die 194 158, vor den Wirtschaftswunderzug gespannt, und wollten unseren Fahrgästen und uns einen schönen Tag bereiten. Nicht nur Marburg, sondern auch bereits der Weg dahin ist durchaus sehenswert.

Während der Zufahrt vom Betriebsgelände zum Hammer Hauptbahnhof erfuhren wir, dass der Dortmunder Hauptbahnhof, den wir auch durchfahren mussten, gesperrt sei. Gut, das kommt vor, es war ja noch Zeit. Am Bahnsteig angekommen, wurden die Nachrichten konkreter: Das Stellwerk stand unter Wasser, auf unabsehbare Zeit war ein Zugverkehr mehr möglich. Ein sehr präziser Sturzregen hatte den Relaisraum geflutet, nichts ging mehr.

In Dortmund sollten wir Fahrgäste aufnehmen, vorher in Kamen auch. Das fiel nun aus, als wir mit 20 Minuten Verspätung auf eine Umleitungsstrecke über die sog. Nordbahn, die Gütermagistrale längs des Ruhrgebiets, geschickt wurden. So streiften wir Recklinghausen und Bochum, ehe mit nur 30 Minuten Verspätung die nächsten Fahrgäste in Witten aufgenommen werden konnten. Ein weiterer Halt in Letmathe brachte noch einmal einen großen Zustieg, dann ging es die Lenne aufwärts durch viele Tunnel, immer wieder dabei die Lenne überquerend, über Plettenberg und Finnentrop Richtung Kreuztal und weiter nach Hessen, immer ein paar der verlorenen Minuten einfangend.

Zwischendurch standen immer wieder Fotografen an der Strecke, wie hier in Kreuztal Andreas Eberhardt, der uns diese Aufnahme überließ.

Letztlich waren es in Marburg am Ziel nur noch 17 Minuten, weniger Verspätung als bei der Abfahrt in Hamm. DIe folgenden Eindrücke stammen von Heinz-Werner Bäcker, der einige schöne Momente in der Stadt mit der Kamera eingfing.

So konnten unsere Fahrgäste, die wir während der Fahrt immer auf dem Laufenden gehalten hatten, in aller Ruhe die Stadt besichtigen, ohne dabei in Zeitdruck zu geraten.

Nach den üblichen Reinigungsarbeiten im Zug war dann auch für unsere Mitarbeiter die verdiente Pause erreicht. Auch unsere 194 158 döste nach getaner Arbeit vor dem großen Marburger Stellwerk bis zur Rückfahrt vor sich hin ( (C) V. Grienitz).

Die Rückfahrt barg leider auch eine neue Überraschung. Dass wir wieder umgeleitet werden mussten, wussten wir bereits und hatten dafür auch zeitig die dienstlichen Unterlagen erhalten und die Fahrgäste auf zusätzliche 30 Minuten Fahrzeit hingewiesen. Dass der Fahrdienstleiter in Gießen leider einen schlechten Tag hatte und uns eine Fahrstraße nach Frankfurt eingestellt hatte, wussten wir vorher nicht, … bis wir plötzlich in einem Vorortbahnhof zum Halten kamen, der nicht am geplanten Weg lag. Jetzt zahlte es sich aus, dass wir am Zugschluss unsere 212 079 mitführten, was eigentlich nicht vorgesehen war. Schnell wurde die Lok besetzt, dann konnte sie uns in den Gießener Bahnhof zurückziehen. So konnte das Fahrmanöver relativ zügig absolviert werden.

Der zweite Versuch klappte dann: Mit 40 Minuten Verspätung ging es weiter, diesmal auf dem richtigen Weg über Wetzlar, Dillenburg auf Kreuztal zu und weiter ab Kirchhundem die Lenne hinab. Wegen der noch zu erwartenden Verspätung war das natürlich sehr ärgerlich und brachte einige Fahrgäste in Sorge um ihren letzten Anschluss ab Hamm heimwärts.

Und noch einmal ein Foto von Andreas Eberhardt, diesmal abends in Dillenburg, wo sogar noch eine zur Lok passende Signaltechnik mitsamt historischem Stellwerk im Hintergrund verbaut ist:

 

Der Rest war soweit Routine: In Letmathe und Witten verließen uns die ersten Fahrgäste, wieder schlugen wir einen Bogen um den Dortmunder Hauptbahnhof, der just zu der Zeit wieder für den Zugverkehr freigegeben werden konnte, und erreichten dann nach 23 Uhr den heimatlichen Hammer Hauptbahnhof, gerade noch rechtzeitig für die Anschlusszüge.

Trotz allem war die Stimmung im Zug gelöst und sehr positiv, was uns viele Fahrgäste persönlich zum Ausdruck brachten. Ihnen hatte Marburg sehr gut gefallen, die gute Versorgung im Zug und letztlich auch, dass wir alles, was wir über die Betriebslage wussten, auch an sie weitergegeben haben. Die große Verspätung haben viele als gar nicht so schlimm angesehen. Wie gut, dass die großen Eisenbahnen hier die Ansprüche deutlich gesenkt haben ...

Für uns begann dann wieder der übliche Abstieg hinunter zu unserem Betriebsgelände, verbunden mit dem Wegstellen des Zugs. Währenddessen wurden die Abfälle gesammelt, die Böden gefegt, der Speisewagen abgerüstet und alle Güter, die nicht auf dem Zug verbleiben konnten, weggeschlossen.

Kurz vor ein Uhr nachts verließen die letzten Eisenbahner das Gelände, um sich dann am Sonntag von der langen Schicht zu erholen.

Am 17. September geht’s weiter: Diesmal den Rhein hinab nach Boppard, Oberwesel und Bacharach. Wir freuen uns schon auf den Abenteuerspielplatz Köln, den wir dabei passieren müssen, ein Garant für Verspätungen aller Art … Kommen Sie doch einfach mit, Plätze sind noch zu haben!

 

 


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